Kyudo —  Japanisches Bogenschießen
 

Magusune – Der Sehnenreiber

Die Herstellung eines Magusune ist eine sinnvolle Arbeit. Jeder Kyudoka sollte ein solches nützliches kleines Tool besitzen. Es dient dazu eine raue, fasrige Sehne wieder zu glätten. Durch das schnelle Reiben von oben nach unten wird das Harz auf der Sehne erwärmt und glättet sie so merklich. Diese Pflege mit dem Magusune verlängert die Haltbarkeit der Sehne. Als Material zur Herstellung benötigt man nur eine alte gerissene Hanfsehne.


Die Benutzung:
Der Bogen wird auf dem Boden senkrecht aufgestellt. Als Unterlage unter das untere Bogenende kann die zusammengelegte Bogenhülle benutzt werden. Der Sehnenreiber wird zwischen Daumen und Zeigefinger in der Mitte gefaltet. Die Sehne liegt dazwischen. Der Reiber wird unter Druck der beiden Finger mit einer schnellen Bewegung vom oberen zum unteren Sehnenknoten in einer Bewegung gezogen. Vorsicht: Dabei entsteht große Hitze! Am Nakajikake, der Sehnenwicklung wird der Druck etwas verringert und darunter wieder mit voller Kraft weitergeführt. Von unten nach oben wird das Magusune ohne Druck geführt. Diese Vorgehensweise wird 3x wiederholt.

Immer wieder wird die Frage gestellt:
Warum nicht auch nach oben mit Druck zurückgezogen werden soll? Das lässt sich ganz einfach beantworten: Führe ich die Bewegung nach oben auch mit Druck aus, werden sich die zuvor geglätteten „Härchen“ unter Umständen wieder aufrichten und der zuvor erreichte Glättungseffekt wird zum Teil wieder zerstört.


Eine weitere Frage, die auch immer wieder auftaucht:
Warum soll ich das Nakajikake nicht mit reiben? Die Sehnenwicklung ist nicht mit Harz hergestellt. Sie wird mit Holzleim angefertigt. Hier erreiche ich bei getrocknetem Kleber keine Glättung. Unter Umständen kann ein zerfasertes Nakajikake sogar weiter Schaden nehmen. Die Reparatur des Nakajikake sollte also immer mit Holzleim und Doho (den flachen Hölzern) erfolgen.

Herstellung:
Das Magusune kann auf verschiedene Arten hergestellt werden. Die in den Fotos abgebildete Zeichnung zeigt die grundlegende Flechtweise. Manche Kyudoka flechten dies einfach per Hand ohne Hilfsmittel, in den Fotos wird die Herstellung mittels Flechtbrett gezeigt. Ein einfach herzustellendes Hilfsmittel. Das Brettchen misst in der Länge ca. 20 cm und ist 9 cm breit. Hier findet sich sicher in jedem Haushalt etwas Passendes. Auf einer Seite werden in gleichmäßigem Abstand drei Haken eingeschraubt.

Am Anfang der Flechtarbeit empfiehlt es sich, die alte Sehne etwas mit Daumen und Zeigefinger zu fixieren. So lassen sich die ersten Reihen des Magusune problemlos flechten. Die Flechtreihen kann man ab und an nach unten zum Sehnenknoten hin verdichten. Die Größe des Magusune kann durch Variieren der Länge und der Breite der Sehnenschlaufen ganz individuell und nach eigenem Geschmack eingerichtet werden.

Wenn die alte Sehne „verflochten „ ist, wird am violetten (oder roten) Sehnenknoten langsam gezogen, so dass sich das Flechtwerke verdichtet. Die auf den Fotos sichtbare Unregelmäßigkeit im unteren Drittel des Sehnenreibers kommt vom Nakajikake der alten Sehne. Es empfiehlt sich dieses vor dem Flechten weich zu massieren, damit es sich gut einarbeiten lässt. Die auf Foto 4 sichtbare obere kleine Schlaufe kann mit der Schere aufgetrennt und verknotet werden.